Die Mittagszeit ist für unseren Patienten problematisch. Er spritzt 2xtäglich Protaphane: morgens gegen 7°° und abends um 23°° vor dem Schlafengehen. Die Nüchtern-Blutzuckerwerte sind sehr wechselnd, aber mittags ist er fast immer niedrig. Da er nie genau weiß, wann er in die Mittagspause kommt, wird es schonmal eng! Andererseits steigen die BZ nachmittags immer an, obwohl er nichts mehr isst. Ganz offensichtlich fehlt die Basis! Wenn er morgens jedoch das NPH-Insulin erhöht, wird die Situation mittags schlimmer ...
Die NPH-Insuline gehören zu den Veteranen in der
Insulintherapie. Das Wirkprinzip - längere Wirkung durch Zusatz von
Protamin ('NPH' steht für 'Neutrales Protamin Hagedorn') - ist schon
einige Jahrzehnte alt. Die NPH-Insuline liegen in kristalliner Lösung
vor und müssen aufgemischt werden, und zwar gründlich! Ob gerollt oder
geschüttelt, mit Kügelchen in der Patrone oder ohne, und wie oft: das
ist dann schon wieder Glaubensfrage!
Die durchschnittliche Wirkungsdauer von NPH-Insulinen beträgt etwa 10-12
Stunden bei einer deutlichen individuellen Variabilität. Etwa 4-6
Stunden nach Injektion erreicht die Insulinwirkung ein deutlich
spürbares Wirkungsmaximum.
Aufgrund der relativ kurzen Wirkungsdauer ist der Zeitpunkt der
Injektion nicht beliebig! Die abendliche Gabe sollte so spät wie möglich
erfolgen. Trotzdem ist es oft nicht einfach, vernünftige
Nüchtern-Blutzuckerwerte zu erzielen. Daran ist auch die große
individuelle Resorptionsvariabilität von bis zu 50% nicht ganz
unschuldig! Problematisch ist nachts auch das Wirkungsmaximum in der
Zeit von 2-4°° Uhr morgens, der Zeit, in der die Insulinempfindlichkeit
ohnehin am größen ist. Sporadische nächtliche Blutzuckerkontrollen sind
da unverzichtbar!
Tagsüber fällt die Zeit der stärksten Wirkung oft in die Mittagszeit,
dann ist es einfach. Für die, die nicht zu festen Zeiten Mittagessen
können oder wollen, wird es schwieriger, wie bei unserem Patienten!
Mittags ist die Insulinwirkung heftig und bedingt leicht
Unterzuckerungen, ab nachmittags steigt der Blutzucker kontinuierlich
an, weil die Insulinwirkung zur Neige geht.
NPH-Insulin nachmittags
Von Protaphane zu Levemir und Lantus
Benutzen Sie ein Smartphone? Was ist Ihre Lieblings-Diabetes-App?