by Jens Friehmelt
(Essen)
Und immer droht die Unterzuckerung
Früher hatte ich die Angst vor dem Altwerden ohne alt zu sein. Was ich meine, ist die Angst vor den diabetischen Folgeerkrankungen, die in jeder Diabetes-Schulung und beim Arzt ausgiebig geschürt und nicht zu knapp illustriert werden.
Und das ist auch nicht schlecht, denn es ist genau diese Angst, die mich als Diabetiker motiviert, diszipliniert zu leben: Regelmäßig Blutzucker messen, rechtzeitig Insulin spritzen und peinlich genau darauf achten, was man zu sich nimmt.
Und da ist auch sonst nichts anderes, was mich motivieren könnte, ein guter Diabetiker zu sein. Zu hohe Blutzuckerwerte tun nicht weh. Ganz im Gegenteil. Nur wer versucht, gute Blutzuckerwerte zu haben, bekommt Hypos – und die tun ganz sicher weh. Man wird quasi bestraft für ein diszipliniertes Leben.
Nennen wir das die positive Angst. Es könnte glatt noch ein bisschen mehr davon sein, um noch disziplinierter leben zu können.
Doch die Hypos fangen langsam an, lästig zu werden.
Ich habe einen HbA1c von 6,2 bis 6,9%. Das ist nicht besonders schlecht oder besonders gut. Das ist etwa Mittelmaß in unserer diabetologischen Schwerpunkt-Praxis. Trotzdem, dieser Wert erfordert niedrige Blutzuckerwerte und strenge Disziplin. Aber vor allen Dingen bedeutet dies, dass ich häufig Unterzuckerungen habe.
Ich habe ein bis zwei Unterzuckerungen pro Tag. Und das halten auch viele, mit denen ich gesprochen habe für normal und unausweichlich, wenn man ein gut eingestellter Diabetiker ist (HbA1C = 6,x) und gleichzeitig ein halbwegs selbstbestimmtes Leben führen will, zu dem so profane Dinge gehören wie sich mit seinen Kindern beschäftigen, hin und wieder Sport treiben und einem interessanten Beruf nachgehen. Sind dann die Unterzuckerungen einfach der Preis für ein abwechslungsreiches Leben?
Ich habe ein abwechslungsreiches Leben.
Zum Glück!
Aber ich bin mehr und mehr gehemmt durch die Angst vor der nächsten Unterzuckerung.
Leider!
Ich bekomme die Unterzuckerungen nachts, in Arbeitsbesprechungen, Vorträgen und Verhandlungen, beim Spielen mit den Kindern und beim Sport.
Die Unterzuckerungen sind immer eine Folge davon, dass ich nicht permanent messen kann. Natürlich messe ich vor wichtigen Ereignissen, wenn ich kann. Aber trotzdem passiert es immer mal wieder, dass die Hypo dann doch unerwartet eintritt, weil ich aus dem einen Wert, den ich vorher gemessen habe, nicht schließen kann, woher die Zuckerkurve kommt und wo sie hingehen wird.
Diese Hypos sind einschneidende Erlebnisse, die nachhaltigen Eindruck hinterlassen und die sich aufsammeln über die Jahre. Vielleicht kann man das 10 Jahren lang ertragen, vielleicht 20. Ich bin nach 28 Jahren mit Diabetes nicht mehr bereit dazu und muss etwas ändern.
Das CGMS ist ein sehr gutes Hilfsmittel.
Nachdem ich den Freestyle Navigator und den Dexcom Seven Plus für ein paar Wochen getestet hatte, habe ich mir ein CGMS zulegen, auch wenn es mit erheblichen Kosten einhergeht, die meine Krankenkasse (TK) noch nicht übernimmt.
Die wichtigsten Gründe für das GCMS sind:
• Vermeidung von Unterzuckerungen und den damit verbundenen Schmerzen
• Ausschalten von Angst und Unsicherheit wegen unerwarteten Unterzuckerungen
• Erhöhung der Leistungsfähigkeit im privaten und beruflichen Umfeld.
Hier die Ergebnisse meiner CGMS Tests:
Test mit dem Abbott Freetyle Navigator: In den 12 Tagen kontinuierliche Messung mit Empfangsgerät, auf dem ich die Werte und den Trend immer im Blick habe, hatte ich nur 4 Unterzuckerungen.
Test mit dem Dexcom 7 Plus: In den 20 Tagen kontinuierliche Messung mit Empfangsgerät, hatte ich nur 3 Unterzuckerungen.
Fazit: Mit CGM gelingt es mir, 9 von 10 Unterzuckerungen zu vermeiden.
Aber noch viel wichtiger ist, dass ich zur alten Selbstsicherheit zurückgefunden habe. Dies ist meine persönliche Langzeiterkenntnis nach dem halben Jahr, in dem ich nun ununterbrochen den Freestyle Navigator benutze.
CGMS bedeutet für mich, dass ich erheblich an Lebensqualität zurückgewonnen habe.
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